Der von Erasmus+ finanzierte Jugendaustausch, der in Dakhla in der besetzten Westsahara stattfinden sollte, wird Berichten zufolge an einem anderen Ort stattfinden.
Im Januar 2024 sollten Jugendliche aus sechs verschiedenen EU-Ländern im Rahmen eines durch das Erasmus+-Programm der Europäischen Kommission finanzierten Jugendaustauschs in die besetzte Westsahara reisen. Western Sahara Resource Watch (WSRW) berichtete letzte Woche über die problematische Initiative.
In einem "Story"-Post auf Instagram der spanischen Vereinigung Proactive Future, der am 21. Dezember um 13:30 Uhr veröffentlicht wurde, heißt es, dass das Programm nun nicht mehr in der Westsahara stattfinden soll.
"Aufgrund der Tatsache, dass es sich um ein illegal besetztes Gebiet handelt, haben wir nach Gesprächen mit anderen Verbänden und der Europäischen Kommission einen Ortswechsel vorgenommen", so die Organisation auf ihrer Instagram-Seite.
"Wir von Proactive Future zeigen unsere Unterstützung für das sahrauische Volk. [...] Wir stehen zum Recht des sahrauischen Volkes auf Selbstbestimmung und zur uneingeschränkten Verurteilung der brutalen Besatzung", heißt es dort.
Sie empfahl ihren Anhängern auch, sich in Online-Ressourcen über den Konflikt zu informieren, unter anderem über den Instagram-Account der Frente Polisario in Spanien. Proactive Future ist die Vereinigung, die das Projekt federführend betreut.
Bei der Vermarktung des Programms gegenüber potentiellen Bewerber:innen gab es einige Mängel. Keiner der Partner der Initiative hat das Gebiet als in der Westsahara gelegen bezeichnet, drei von ihnen gaben an, dass es im Nachbarland Marokko liegt. WSRW schrieb den Verbänden Anfang des Monats, und Mitglieder des Europäischen Parlaments wandten sich an den Europäischen Kommissar für Bildung.
"Wir loben Proactive Future und die anderen Organisationen dafür, dass sie die Angelegenheit ernst genommen und in so letzter Minute die richtige Entscheidung getroffen haben. Die starke Unterstützung, die Proactive Future dem sahrauischen Volk entgegenbringt, wird bei den Sahrauis sicherlich sehr gut ankommen", erklärte Erik Hagen von Western Sahara Resource Watch.
Bereits am 19. Dezember wurde WSRW bekannt, dass sich der italienische Partner des Programms aus dem Projekt zurückgezogen hat. Seine Facebook- und Instagram-Posts mit dem Aufruf, sich für das Programm zu bewerben, wurden am 19. Dezember 2023 entfernt.
"WSRW fordert die Europäische Kommission auf, dafür zu sorgen, dass künftige EU-Fördermittel inklusive des Erasmus+-Programms nicht dazu verwendet werden, die Besatzung der Westsahara zu normalisieren und zu legitimieren", so Hagen.
Mit Stand vom 21. Dezember 2023, 14:55 Uhr, sind die Änderungen in den sozialen Medien und auf den Websites der anderen beteiligten Vereine noch nicht umgesetzt worden.
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